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Donnerstag, 31. Juli 2025

Neuzugänge der Alfred-Testa-Bibliothek 2





Alfred Testa hörte, dass von Büchern geflüstert wurde , deren Existenz so dunkel schien wie die alten Gemäuer, die von einem unaussprechlichen Verbrechen erzählen. Ein gewisser Stuart Gordon, ein Mann, dem man nachsagte, dass er die Schatten in den Herzen der Menschen auf Zelluloid bannte, habe eine jener Schriften zu Papier gebracht, betitelt „Feuer in der Tiefe“. Sie soll die Leser in die unwirtlichen Tiefen des Ozeans locken, dorthin, wo das Sonnenlicht niemals hinreicht. In dieser schwarzen Leere soll ein monströses Schiff, genannt die Kraken, wie eine Kreatur aus der Mythologie die Erdkruste durchbohren, um in den unergründlichen Eingeweiden des Planeten zu stochern.

Doch auch an Land sollte es Orte gegen, die von einer kaum verständlichen Melancholie und alten Sünden verzehrt wurden. So erzählte man Alfred von der Küstenstadt Port Alto, deren Vergangenheit wie ein unlöslicher Fluch über den Häusern lag. Dort lebte einst die Familie Lathrop, deren tragisches Schicksal an den Gräueltaten eines fanatischen Eiferers namens Abel Hord hing. Er soll die Lathrops aus Rachsucht dem Feuer übergeben haben, ein Inferno, das er mit eigenen Händen entfachte und in dem er sie verfluchte. Jahrhunderte später ist Thomas Lathrop, der letzte der Familie, blind, doch in seinem Geist lodert ein unheimliches Licht, das ihm Visionen von jenem flammenden Verderben schenkt. Er kehrt nach Port Alto zurück, geführt von einer vagen Hoffnung, doch bald schon spürt er, wie das unheilvolle Erbe des Ortes seine Tochter Gillian und ihn selbst in seinen Bann zieht. Die Luft ist erfüllt vom Geruch alten Rauchs, und das Flüstern der Geister, die Abel Hords Rache fordern, scheint nie ganz zu verstummen.

In der Ferne, an den Rändern des Sternenreichs, schienen die Sorgen jedoch weniger von den Gespenstern der Vergangenheit, als von der dunklen Seite der menschlichen Natur zu rühren. Man berichtete von einer Protektorin Alena Redruth, deren Gier nach Bodenschätzen die Menschen in die Rebellion trieb, und von den Musth, die einen wilden Krieg führten, um die Invasoren zu vertreiben. Es war eine Geschichte von finsterer Macht und Verzweiflung.

Ein anderer Fall, den man sich erzählte, war die seltsame Schrift des H. G. Wells, ein Roman mit dem Namen „Unsterbliches Feuer“, der im Jahre 1919 erschien. Es war kein Märchen über Reisen durch die Zeit oder in fremde Welten, sondern eine wehmütige, von Skepsis durchzogene Nacherzählung des biblischen Hiob. Man berichtete von einem gewissen Job Huss, einem Mann, der im Glauben an das Feuer der Vernunft lebte und dessen Leben von einem unerklärlichen Leid heimgesucht wurde, einem Leid, das nicht von Gott, sondern von den kalten, unbarmherzigen Kräften der Welt zu stammen schien.

Schließlich fand Alfred noch Schriften der James Tiptree, Jr., die, wie ein altes Familienerbstück, erst nach Jahren ihr wahres, rätselhaftes Geheimnis preisgaben. Ihr Band „Die Feuerschneise“ aus dem Jahre 1986 war eine Ansammlung von Erzählungen, die von jener uralten Einsamkeit des kosmischen Raumes kündeten und das Herz des Menschen, mit all seinen Abgründen und Sehnsüchten, in den Mittelpunkt stellten.

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