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Dienstag, 30. September 2025

Fundstück - Das Ding 5 Eigenfund

Je länger man über etwas nachdenkt, um so wahrscheinlicher wird, dass man über sich selbst nachdenkt. Sowas jedoch kann nur in einer sozialen Ordnung geschehen, die beinahe jeden einzelnen davon befreit, irgendwas Wichtiges zu tun. Man muss also viel Zeit haben um nichts Wichtiges zu tun. Die Paradoxie dieses Gedankens soll aus Zeitgründen keine Rolle spielen. Es reicht, Versuche zu zeigen. Und Demos zu verbreiten.

Das will ich tun, weil ich darüber nachdenke, wie man gesellschaftliche Selbstorganisation einfacher beobachtbar machen kann. Das wiederum ist nicht so einfach. Und wer damit anfangen will, ist ein Dilettant.

Ich möchte ein offenes und dezentrales Bibliothekskonzept entwickeln, das niemand organisiert. Wie das geht weiß ich nicht. Ich erforsche es. Ich habe keine Ahnung. Aber mindestens einen Partner, nämlich einen, der nicht nachdenkt, bevor er los plappert. Genau mein Fall.









Donnerstag, 31. Juli 2025

Neuzugänge der Alfred-Testa-Bibliothek 2





Alfred Testa hörte, dass von Büchern geflüstert wurde , deren Existenz so dunkel schien wie die alten Gemäuer, die von einem unaussprechlichen Verbrechen erzählen. Ein gewisser Stuart Gordon, ein Mann, dem man nachsagte, dass er die Schatten in den Herzen der Menschen auf Zelluloid bannte, habe eine jener Schriften zu Papier gebracht, betitelt „Feuer in der Tiefe“. Sie soll die Leser in die unwirtlichen Tiefen des Ozeans locken, dorthin, wo das Sonnenlicht niemals hinreicht. In dieser schwarzen Leere soll ein monströses Schiff, genannt die Kraken, wie eine Kreatur aus der Mythologie die Erdkruste durchbohren, um in den unergründlichen Eingeweiden des Planeten zu stochern.

Doch auch an Land sollte es Orte gegen, die von einer kaum verständlichen Melancholie und alten Sünden verzehrt wurden. So erzählte man Alfred von der Küstenstadt Port Alto, deren Vergangenheit wie ein unlöslicher Fluch über den Häusern lag. Dort lebte einst die Familie Lathrop, deren tragisches Schicksal an den Gräueltaten eines fanatischen Eiferers namens Abel Hord hing. Er soll die Lathrops aus Rachsucht dem Feuer übergeben haben, ein Inferno, das er mit eigenen Händen entfachte und in dem er sie verfluchte. Jahrhunderte später ist Thomas Lathrop, der letzte der Familie, blind, doch in seinem Geist lodert ein unheimliches Licht, das ihm Visionen von jenem flammenden Verderben schenkt. Er kehrt nach Port Alto zurück, geführt von einer vagen Hoffnung, doch bald schon spürt er, wie das unheilvolle Erbe des Ortes seine Tochter Gillian und ihn selbst in seinen Bann zieht. Die Luft ist erfüllt vom Geruch alten Rauchs, und das Flüstern der Geister, die Abel Hords Rache fordern, scheint nie ganz zu verstummen.

In der Ferne, an den Rändern des Sternenreichs, schienen die Sorgen jedoch weniger von den Gespenstern der Vergangenheit, als von der dunklen Seite der menschlichen Natur zu rühren. Man berichtete von einer Protektorin Alena Redruth, deren Gier nach Bodenschätzen die Menschen in die Rebellion trieb, und von den Musth, die einen wilden Krieg führten, um die Invasoren zu vertreiben. Es war eine Geschichte von finsterer Macht und Verzweiflung.

Ein anderer Fall, den man sich erzählte, war die seltsame Schrift des H. G. Wells, ein Roman mit dem Namen „Unsterbliches Feuer“, der im Jahre 1919 erschien. Es war kein Märchen über Reisen durch die Zeit oder in fremde Welten, sondern eine wehmütige, von Skepsis durchzogene Nacherzählung des biblischen Hiob. Man berichtete von einem gewissen Job Huss, einem Mann, der im Glauben an das Feuer der Vernunft lebte und dessen Leben von einem unerklärlichen Leid heimgesucht wurde, einem Leid, das nicht von Gott, sondern von den kalten, unbarmherzigen Kräften der Welt zu stammen schien.

Schließlich fand Alfred noch Schriften der James Tiptree, Jr., die, wie ein altes Familienerbstück, erst nach Jahren ihr wahres, rätselhaftes Geheimnis preisgaben. Ihr Band „Die Feuerschneise“ aus dem Jahre 1986 war eine Ansammlung von Erzählungen, die von jener uralten Einsamkeit des kosmischen Raumes kündeten und das Herz des Menschen, mit all seinen Abgründen und Sehnsüchten, in den Mittelpunkt stellten.

Neuzugänge der Alfred-Testa-Bibliothek 1





In einer Welt, deren Ordnung sich der Wahrnehmung entzog, als hätte ein unbekanntes Gericht ihre Gesetze in einem abgeschlossenen Zimmer neu verhandelt, wurde Alfred T. bisweilen mit seltsamen Schriften bekannt. So sprach man von einem Werk der Marion Zimmer Bradley, dessen Titel, „Die Weltenzerstörer“, eine eigentümliche Schwere trug. Es war kein Titel, der von jener plumpen, offensichtlichen Zerstörung kündete, die sich in Trümmern äußerte. Vielmehr schien er auf ein feineres, unheimlicheres Werkzeug zu verweisen, eine Methode, die den Geist der Völker selbst zu zermürben suchte, ein heimliches Aushöhlen des Überlebenswillens und der überlieferten Kultur auf jenem fernen Stern namens Darkover, dessen eigentümliche Existenz sich dem Verstand kaum erschloss. Es war, als würden die Fundamente des Seins unmerklich, aber unaufhaltsam untergraben, noch ehe man die eigentliche Ursache der Schwäche zu fassen vermochte.

Und dann wiederum tauchte der Name John Shirley auf, ein Verfasser, dessen Schaffen von einer düsteren Vorahnung kündete, von einer Zukunft, die bereits jetzt ihre Schatten warf. Seine Romane, insbesondere die ersten zwei Bände der „A Song Called Youth“-Trilogie, „Eclipse“ und „Eclipse Penumbra“, entwarfen eine Welt, die sich in ihrer beklemmenden Realität beinahe greifbar anfühlte, durchzogen von Elementen des Schreckens und einer Satire, die sich wie ein bitterer Geschmack auf der Zunge ausbreitete. Es hieß, diese Trilogie – deren dritter, abschließender Teil „Eclipse Corona“ sei – habe Entwicklungen vorhergesehen, die, obwohl noch nicht eingetreten, bereits in den undurchsichtigen Akten der Zeit verborgen lagen, wie unheilvolle Vorladungen, deren Zustellung nur noch ausstand.

Und schließlich, in diesem Reigen der Verfasser, fand Alfred T. den Roman „So muss die Welt enden“. Welch ein Titel! Eine endgültige Feststellung, beinahe ein Urteil, über das Schicksal der Welt. Man sprach davon, dass dieses Werk eine beißende Satire sei, eine Auseinandersetzung mit den letzten Dingen – der Apokalypse, der Religion und jener unergründlichen Absurdität, die den menschlichen Konflikten innewohnt. Mitunter wurde es auch als „Die Stadt der Wahrheit“ bezeichnet, ein Titel, der in seiner scheinbaren Klarheit eine noch tiefere Verwirrung barg, da er auch ein anderes Werk desselben Autors benennen sollte, dessen Verbindung sich nur einem genauen, fast zwanghaften Studium erschloss. Es war ein Eintauchen in Fragen von höchster philosophischer und theologischer Relevanz, alles verpackt in eine Erzählung von einer bizarr-skurrilen, doch unbestreitbar dunklen Beschaffenheit, deren Sinn sich dem Betrachter nur zögerlich offenbarte, wie ein Dokument, das man zu lesen versuchte, dessen Inhalt sich aber ständig dem Verständnis entzog.



Abgabe 68, Marburg Innenstadt

Wiedermal eine Abgabe in Marburg. Diesmal für #hcslcs9a . Abgabe 67